HERBERT ALTHAUS WIRD DIESES JAHR AM 14. OKTOBER 90 UND IST IMMER NOCH BEGEISTERT AUF DER TENNIS-TOUR IM IN- UND AUSLAND UNTERWEGS. DER TENNIS-SUPER-SENIOR AUS HAMBURG-HARBURG BEEINDRUCKT ÜBERALL MIT SEINER FITNESS UND SEINEN GROSSEN ERFOLGEN WELTWEIT.
Von Inge Stegnjajic: Das Jahr 2024 hat erst begonnen und ist sportlich ein besonderes Jahr, für Herbert Althaus, aber auch für den Deutschen Tennisbund. Mit ihm wurde Geschichte geschrieben. Erstmals gingen bei den 55. Nationalen Tennis- Hallenmeisterschaften von Deutschland in Essen vier Teilnehmer in der Altersklasse Herren 90 an den Start. Mit 3:0-Siegen wurde Herbert Althaus erster deutscher Hallenmeister in der neuen Altersklasse. Pausieren ist für den agilen Tennis-Senior ein Fremdwort, denn eine Woche später schlug der Hamburger bereits bei den ITF World Individual Championships in Manavgat in der Türkei auf.
Dort wurde er der erfolgreichste deutsche Teilnehmer, denn er siegte in der AK 90 im Einzel, im Doppel mit Werner Marx und im Mixed AK 85 mit Elisabeth van Bömmel. Mit dem deutschen Team unterlag er im Finale im entscheidenden Doppel gegen die USA im Match-Tiebreak 7:10, und so mussten sich Herbert Althaus, Horst Hätti und Werner Marx mit Silber zufrieden geben. Im April spielte der Hamburger wieder in Manavgat beim hochrangigen ITF-Turnier in der AK 85 mit und musste dort aber im Finale eine der wenigen, höchst seltenen, Niederlagen gegen Kurt Stief hinnehmen. „Das war ärgerlich, denn ich hatte eine leichte Gruppe und habe mehr herumgesessen, als gespielt. Ich war gar nicht im Schlag und hatte dann im Finale mit Kurt Stief den ersten starken Gegner und verlor 9:11 im Match-Tiebreak.
Die Turniergestaltung wird für Herbert Althaus etwas schwieriger. „Ich wollte Pfingsten in Bühl in der Altersklasse 90 spielen, aber dort sind noch keine Meldungen bei den 90ern eingegangen, denn einige meiner Kameraden schwächeln ein wenig. Ich hoffe, dass sie bald alle wieder fit sind“, merkt der 89-Jährige an und fügt hinzu: „In den USA ist die Beteiligung bei 90ern größer.“ Wenn nicht in der AK 90, dann kann sich der motivierte Super-Senior bei den Turnieren mit den 85ern messen und wird die Punktspiele in der Regionalliga Nord-Ost Herren 80 für den HTuHC Harburg absolvieren.
EIGENSCHAFTEN: IMMER EHRGEIZIG, MOTIVIERT, ZIELSTREBIG, FAIR, FREUNDLICH UND LIEBT DIE GESELLIGKEIT NACH DEM SPIEL
In seinem Geburtsjahr 1934 und in den Folgejahren dachte niemand aus der Familie Althaus an Tennis. Aber bereits in dieser trostlosen Zeit entdeckte er seine Liebe zum Tennis, denn eines Tages brachte die Nachbarstochter zwei Tennisschläger mit – und Herbert hatte „den Sport fürs Leben“ entdeckt. 1950 trieb Herbert Althaus zwei Paten auf und trat in den Tennisclub ETUF Essen ein.
Schule und Ausbildung zum Großhandelskaufmann und zusätzliche Abendkurse in Englisch und Französisch, mit dem Ziel Außenhandelskaufmann, ließen ihm wenig Zeit zum Tennis, ermöglichten ihm aber einen guten Job bei Mercedes. In dieser Firma begann er seinen beruflichen Werdegang und in dieser endete er auch im Jahr 1999 mit dem Eintritt in den Ruhestand. Im Jahr 1976 landete er beruflich in Hamburg und hatte dort das Glück, einen vermögenden, gleichaltrigen Tennisenthusiasten kennenzulernen, der zur Verstärkung seines Tennis Teams Topspieler aus der ganzen Welt engagierte.
Und nicht nur das - jedes Jahr flog Herbert mit dem Team zur Saisonvorbereitung nach Florida, um unter der Leitung eines ehemaligen australischen Wimbledon Siegers die eigenen Fähigkeiten zu verbessern. Noch heute ist er diesem Tennisfreund für das dankbar, was er mit ihm und durch ihn erleben durfte. Sein beruflicher Wunsch, in Australien zu arbeiten, erfüllte sich nicht. Aber sein Wunsch, einmal auf australischem Rasen zu spielen, ging 2009 in Erfüllung, als er mit dem deutschen 75er CUP-Team an den Weltmeisterschaften in Perth teilnahm.
Herbert Althaus muss in Perth einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben, denn ein Jahr später wurde er mit seiner Frau dorthin eingeladen, um für Western Australia bei den australischen Doppel Meisterschaften der AK 75 teilzunehmen. Natürlich war er sofort bereit und überzeugte später mit einem dritten Platz bei den Einzel Wettbewerben. Während seines Berufslebens blieb wenig Zeit für Tennis – daher spielte Herbert in dieser Zeit fast nur Medenspiele.
Die große Zeit der Turniere begann erst mit seinem Ruhestand 1999 – und dann aber auch gleich richtig.
Viele Titel bei Deutschen- und Europameisterschaften und hochrangigen Turnieren konnte Herbert Althaus in den vergangenen 25 Jahren gewinnen. Besonders hervorzuheben sind seine Weltmeistertitel 2021 und 2024 sowie mit der deutschen Mannschaft 2015 in der AK 75 und 2021 in der AK 85. Viermal wurde Althaus Vizeweltmeister mit der Mannschaft.
Wenn man Herbert Althaus auf dem Platz sieht, glaubt man nicht, dass er bald 90 wird. Er sieht nicht nur gesund und sportlich aus, er ist tatsächlich einer der Fittesten seiner Altersklasse 85/90 auf der gesamten Tour. Das hat viel mit gut aufgebautem und sinnvoll dosiertem Training und viel Wettkampfpraxis zu tun, aber er hat, wie er selbst sagt, die sehr guten Gene von seinem Vater geerbt. Der war Olympia-Teilnehmer 1928 in Amsterdam über 800 m, hat als Rentner mit Langstreckenläufen begonnen und hält noch bis heute den Weltrekord über 10.000 Meter bei den über 90jährigen. Mit 94 Jahren ist er in Südafrika Weltmeister im 10.000 Meter Lauf geworden.
Über Tennis im Alter sagt er: “ Tennis ist ein phantastischer Sport im Alter. Wir alten Herren über 80 oder gar 85 tummeln uns immer häufiger bei Turnieren. Weil wir immer noch ausreichend gesund und fit sind und weil wir den Ehrgeiz haben noch zu siegen. Fast immer auf und vor allem neben dem Platz haben wir eine Menge Spaß miteinander. Man besucht Tennisturniere an den schönsten Orten der Welt, trifft eine Vielzahl nationaler und internationaler Freunde und genießt die Geselligkeit auf und neben dem Platz, sowie alles, was das Leben lebens- und liebenswert macht.“ Tennis ist sehr wichtig für Herbert Althaus, aber das Wichtigste in seinem Leben ist die Familie. „Mit meiner lieben Ehefrau Ilona, die ständig dabei ist, habe ich zwei sportliche Töchter und vier Enkelsöhne, die auch schon mit dem Tennis Bekanntschaft gemacht haben“, äußert sich Herbert Althaus glücklich und zufrieden.